Die Arbeitsmarktampel
Pola Schneemelcher, Viola Hilbert, Max Krahé, Philippa Sigl-Glöckner
Der deutsche Arbeitsmarkt wird — außerhalb von Expertenkreisen — oft auf die Arbeitslosenquote
reduziert. Ist diese so niedrig wie in den vergangenen Jahren, wird gerne von Vollbeschäftigung
gesprochen. Doch diese Betrachtung greift zu kurz: Die Arbeitslosenquote gibt nicht an, ob
die Arbeit den Menschen entspricht, ihre Fähigkeiten optimal oder auch nur gut nutzt, oder ihnen
ein Leben in Würde ermöglicht. Sie gibt also wenig Auskunft darüber, ob das Potenzial des Arbeitsmarkts
ausgeschöpft ist und ob er ein gutes Leben ermöglicht. In Zeiten von Fachkräftemangel und
demografischem Wandel, Prekarisierung und großem Niedriglohnsektor, reicht eine reine
Betrachtung der Arbeitslosenquote nicht mehr aus.
Wir schlagen daher ein neues Indikatorensystem vor, die Arbeitsmarktampel. Sie stellt den
Versuch dar, die Arbeitsmarktlage und -entwicklung nicht nur mehrdimensional abzubilden,
sondern auch historisch und geographisch einzuordnen. Dabei betrachten wir sowohl die Seite der
Beschäftigungslosigkeit als auch die Seite der Erwerbstätigkeit des Arbeitsmarkts.
Mit unserem Vorschlag wollen wir einerseits eine breitere Debatte darüber anstoßen, wie ein
Arbeitsmarkt jenseits der Vollbeschäftigung aussehen kann. Gleichzeitig wollen wir auf Lücken in
der bestehenden Arbeitsmarktdatenlandschaft aufmerksam machen und eine Agenda für weiterführende
Forschung skizzieren. Unsere Schlussfolgerungen sind, dass eine Erholung des Arbeitsmarktes
nach Corona erkennbar ist, jedoch noch längst nicht alle mitnimmt, sowie dass gerade im
Bereich der Lohndaten erhebliche Lücken bestehen, die schnellstmöglich gefüllt werden sollten.
Das vorliegende Short Paper basiert auf unserem Hintergrundpapier „Wie sieht ein guter Arbeitsmarkt
aus?“, das zeitnah veröffentlicht wird. Eine zusammenfassende Übersicht über den Stand
dieser und weiterer Arbeitsmarktindikatoren wird künftig regelmäßig an dieser Stelle erscheinen.
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