Anstehende Aufgaben für Zentralbanken

Nachdem die Inflationsrate in Deutschland auf über 5% angestiegen ist, mehren sich die Stimmen, die verlangen, dass das Eurosystem (EZB und nationale Zentralbanken) die Zinsen erhöht. Im Folgenden argumentiere ich, dass das Eurosystem in der Tat auf die gestiegenen Preise reagieren sollte. Aber nicht mit einer Zinserhöhung, sondern mit einer Kommunikationsoffensive, die noch deutlicher macht, in welchem Fall Zinspolitik ein effektives Gegenmittel gegen steigende Preise ist und wann nicht. Eine solche Kommunikationsoffensive könnte sowohl ihre Legitimität stärken als auch zu stabilen Preisen, mehr Wohlstand und Arbeitsplätzen beitragen.

Wenn Zentralbanken Zinsen kontrollieren – Bericht vom australischen Feldversuch

Am 19. März 2020 legte die australische Zentralbank fest, dass die laufende Verzinsung (Rendite) auf australische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von drei Jahren fortan nicht mehr über 0,25% p. a. liegen sollte. Am 29. Oktober 2021 stellte die Zentralbank die Vorgabe recht abrupt ein. Der australische Feldversuch bietet dabei einige spannende Einblicke in die Durchführung der Geldpolitik und in Staatsanleihemärkte.

Nichts ist, wie es scheint – Für einen präziseren Blick auf Preissteigerungen

Preissteigerung ist nicht gleich Preissteigerung – obwohl Preissteigerungen immer zu Kaufkraftverlusten führen, können sie unterschiedliche Ursachen haben und müssen je nach Ursache bekämpft werden. Angebotsseitige Preissteigerungen mit Zinserhöhungen bekämpfen zu wollen wäre wie der Einsatz von Antibiotika gegen virenbedingte Erkrankungen: Nicht nur unnütz, sondern schädlich. Es ist die Aufgabe von Zentralbankern, Politikern, Ökonomen und Journalisten, einen präziseren Blick auf das Datenmaterial zu werfen, um Politikfehler zu vermeiden.

Mind the coin

Evergrande bietet Anlass für einen spannenden Blick auf das Wirtschafts- und Wachstumsmodell Chinas. Wir haben zwei Wochen lang alles durchgelesen und angehört, was uns dazu unter die Finger kam. Hier zeigen wir, warum uns der chinesische Immobilienmarkt noch eine Weile begleiten wird.

Die Preise und die Pandemie

„Inflationgespenst“, „Geldfresser“, „Mega-Gau“ – an Panikmache vor Inflation mangelt es derzeit nicht. Im Dezernatsbrief haben wir vor kurzem schon eine Einordnung zur aktuellen Preisentwicklung vorgenommen. Für alle glücklichen Besitzerinnen eines Goldesels erklären wir hier auch den Einfluss der Geldpolitik auf Vermögenspreise.

Den ganz Eiligen unter euch zeigen wir hier in fünf Charts und sechs Fragen das Wichtigste zum Thema Inflation, wo die aktuelle Preisentwicklung herrührt und warum deshalb niemand in Panik geraten sollte.

Interview with Michele Fratianni

The relationship between fiscal and monetary authorities is on many lips these days. Commentators refer to “monetary dominance” if the central bank has full control on the money supply, while “fiscal dominance” is described as a regime in which money supply is determined by fiscal policy decisions.

Berlin Calling – Unser Newsletter zur Bundestagswahl

Wie oft kurz vor Wahlen der Fall, war die Politik in den letzten Tagen besonders kreativ in ihren Vorschlägen. Ein Lieblingsthema diesmal: Die Inflation. Christian Lindner sprach sich – kurz nachdem er sich für eine Klimapolitik ausgesprochen hatte, die vor allem auf steigende CO2-Preise setzt – dafür aus, dass jede staatlich bedingte Verteuerung des Alltags an anderer Stelle kompensiert werden müsse.

Diktatur der Finanzminister oder doch nur ein Rundungsfehler?

Es geht um die Zentralbankunabhängigkeit: ZEW-Autoren meinen in einer Studie zum Ergebnis zu kommen, „dass die Interessen der nationalen Finanzminister mit am Tisch des EZB-Rats vertreten sind, wenn dort die Entscheidungen über die Geldpolitik fallen“. So lässt sich Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“, in der des Instituts zur Veröffentlichung der Studie zitieren. Wir zeigen jedoch, dass die Ergebnisse des ZEW stark von methodischen Entscheidungen der Autoren abhängen, die auch anders getroffen werden könnten. Die Aussage Prof. Dr. Heinemanns lässt sich also nicht wissenschaftlich begründen.

Finanzmärkte sind keine Luftballons – Wie sich die Geldpolitik auf Vermögenspreise auswirkt

Dieser Dezernatsbrief stellt die Frage, wie nachhaltige von nicht-nachhaltigen Investitionen unterschieden werden können. Die Antwort: es ist schwierig. Am vielversprechendsten ist ein systemischer Ansatz, der für fünf zentrale Wirtschaftssysteme Transformationsflugbahnen vorzeichnet, an denen die Nachhaltigkeit einzelner Investitionen anschließend festgemacht werden kann.

Inflationsrate in Deutschland bei 3,8% – Ist die Preisstabilität in Gefahr?

Die Inflationszahlen für Juli wurden mit voraussichtlich deutlich über 2% angegeben. Heißt das, dass die Preisstabilität in Gefahr ist? Kommt jetzt die große Inflation? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im neuesten Dezernatsbrief. Am Ende findet sich die übliche Zusammenfassung was sonst geschehen ist und geschrieben bzw. gesagt wurde vom und rund ums Dezernat.

Kommt jetzt die große Inflation?

Am Mittwoch bestätigte Eurostat die Januar-Inflationsmessung für den Euro-Raum. Die Zahlen hatten für Irritation gesorgt: Nach negativen Zahlen im vergangenen Jahr fielen die Teuerungsraten für die Bundesrepublik mit 1,6% und für die Eurozone mit 0,9%[1] höher aus als erwartet. In diesem Dezernatsbrief erklären wir, wieso diese Zahlen kein Grund zur Sorge sind — solange wir Inflation klug analysieren und bereit … Read More

Planungssicherheit für Finanzpolitik: eine Einführung zur fiskal-geldpolitischen Koordination

MATHIS RICHTMANN, MAX KRAHÉ Zinsen können sich sprunghaft ändern, so heißt es oft, mit niedrigen Zinsen könne der Staat also nicht planen. Aber stimmt das? Historisch gesehen nicht unbedingt. Dieser Artikel erklärt, wie Zentralbanken öffentliche Zinsniveaus beeinflussen können – und in der Vergangenheit beeinflusst haben – und damit Planungssicherheit für Finanzpolitik schaffen. Ob durch Anleihekäufe, Regulierung, oder Garantien, ob mit … Read More

Vom Urteil zur Anhörung: ein Leitfaden zu Jens Weidmanns Auftritt im Finanzausschuss des Bundestags

MATHIS RICHTMANN, MAX KRAHÉ Anfang Mai stellte das Bundesverfassungsgericht in einem intensiv diskutierten Urteil in Frage, ob die Ankaufprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB) verhältnis- und damit rechtmäßig seien. Neben seinen europapolitischen Folgen löste das Urteil eine Debatte aus darüber, wie ein angemessenes Verhältnis zwischen unabhängigen Zentralbanken und der parlamentarischen Demokratie auszusehen habe. Als Reaktion auf diese Diskussion wird der Präsident … Read More

Redefining Price Stability

COVID-induced uncertainty in money and capital markets has led to large-scale central bank interventions in these markets. While quantitative and qualitative changes have been made to particular tools, by and large central banks have “followed the 2008 playbook”. However, these tools have contributed to increased leverage throughout the system, and have either caused further climate risks and entrenched inequality, or … Read More

Critical macro-finance: Eine Einführung

SAHIL JAI DUTTA, RUBEN KREMERS, FABIAN PAPE, JOHANNES PETRY Der folgende Gastbeitrag basiert auf der Einleitung zu dem Forum ‚Critical Macro-Finance‘, veröffentlicht im Journal Finance & Society. Seit Beginn der COVID-19 Krise im März 2020 hat die US-Zentralbank (Federal Reserve; Fed), Maßnahmen von historischem Ausmaß ergriffen. Die Nervosität über die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie löste an den Finanzmärkten eine weltweite … Read More

Stark in den Kulturkampf: die geldpolitische Debatte hat einen anderen Ton verdient

FLORIAN KERN Die Welt veröffentlichte am 20. Juni einen Brandbrief dreier deutscher Ökonomen gegen die Politik und die Leitlinien der Europäischen Zentralbank. Doch dieser Brandbrief ist eher Symptom eines für unsere Zeit typischen Kulturkampfes als eine an offenem Diskurs interessierte Kritik. Unsere öffentliche Debatte hat einen anderen Ton verdient. Jürgen Stark, Thomas Mayer und Gunther Schnabl werfen der EZB in … Read More

Preface

After Corona we will rebuild our societies. Here we explain how these 14 ideas build towards democratising central banking, a capable state and a resilient society.

Resilient Global Finance

Since the collapse of the Bretton Woods system, the world economy has been organized around the US dollar. The adverse domestic and international effects of this monetary system include global financial instability, cycles of global leveraging, destabilizing trade imbalances, and elite capture. As the provider of a national currency that is also the international reserve currency, the US faces a … Read More

Reducing Leverage

The Corona-induced market sell-off in March 2020 reinforced an old lesson: high leverage, and in particular high debt-to-equity ratios, makes for brittle balance sheets. This had become clear in 2008, too, but post-crisis deleveraging measures concentrated on banks, leaving corporate leverage to increase over the last decade. To increase economy-wide financial resilience, not just banks but all economic agents could … Read More

Democratically Embedded Central Banking

DEZERNAT ZUKUNFT During the immediate Corona crisis, the European Central Bank was able to act quickly and decisively to stabilise financial markets, including those for government bonds. Its formal independence from democratic decision-making made its response faster than any other EU institution. However, monetary policy is inherently political, with important distributional and power-political consequences, as the German Constitutional Court’s recent … Read More

Democratically Embedded Central Banking

During the immediate Corona crisis, the European Central Bank was able to act quickly and decisively to stabilise financial markets, including those for government bonds. Its formal independence from democratic decision-making made its response faster than any other EU institution. However, monetary policy is inherently political, with important distributional and power-political consequences, as the German Constitutional Court’s recent ruling in … Read More

Boosting Monetary Policy Capacity

State-backed emergency lending schemes have been among the most important tools for supporting small and medium enterprises during the Corona crisis. Examples include PPP in the US, CBILS in the UK, KfW-guaranteed loans in Germany, or BPI-guaranteed loans in France. However, even though most states quickly moved to guarantee 100% of eligible loans, banks often remained hesitant to extend new credit. Similar problems of non-lending in the aftermath of 2008 were addressed … Read More

Strengthening the Secondary Mandate

Swift interventions by the European Central Bank (ECB) have stemmed market pressures and credit crunches throughout the early period of the current crisis. However, monetary policy is wielded with little regard to the social and ecological crises Europe and the world are facing. The statutory independence of the ECB notwithstanding: it is within the powers of the political authorities of … Read More

14 Ideen für die Zeit nach Corona: Teil 2

DEZERNAT ZUKUNFT Teil 1 der Übersetzung finden Sie hier Im zweiten Teil der deutschen Übersetzung präsentieren wir vier Vorschläge, wie man das Zentralbankwesen in Europa demokratischer gestalten könnte: Das Sekundär-Mandat der EZB stärken Preisstabilität neu definieren Der Geldpolitik neuen Schub verleihen Vertragsänderungen für eine demokratisch legitimierte Geldpolitik 1. Das Sekundär-Mandat der EZB stärken Rasche und gezielte Interventionen der Europäischen Zentralbank … Read More

14 Ideen für die Zeit nach Corona: Teil 1

DEZERNAT ZUKUNFT Im März dieses Jahres hat das Dezernat Zukunft ein Forum ins Leben gerufen, um über langfristige, strategische Herausforderungen und Möglichkeiten im Kontext der Coronakrise nachzudenken. Von April bis Juni 2020 haben in diesem Rahmen etwa 30 Expert:innen[1] aus Wissenschaft und Politik über Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze für die Zeit nach COVID-19 nachgedacht. Die Ergebnisse dieser Diskussionen wurden damals … Read More

AfterCorona

AfterCorona is a collection of 14 ideas for deep, structural economic-policy change in Europe for the time after Corona. Dezernat Zukunft collaborated with a group of 33 economists and political scientists over the past 10 weeks to identify structural problems caused or highlighted by Covid-19, and to develop policy proposals for addressing them. The collection includes proposals on financial governance, … Read More

How to internationalize a currency— Steffen Murau interviewed by Dezernat Zukunft, Part 2

By Mathis Richtmann Steffen Murau (@steffenmurau) is political economist and researcher at Global Development Policy Center at Boston University. Part 1 of the interview is available here Are currencies competing with each other? Is the Euro a competitor of the US-Dollar? Let’s remember: the former EU Commission President Jean-Claude Juncker explicitly called for an internationalization of the Euro. There is … Read More

Deutungshoheit in der Rechtsgemeinschaft: ein juristischer Kommentar zum PSPP-Urteil

EVA RICARDA LAUTSCH Mit seinem Urteil vom 5. Mai 2020 zum Public Sector Purchase Programme (PSPP) der EZB hat das Bundesverfassungsgericht die Drohkulisse, einen Akt der europäischen Union für ultra vires zu erklären, d.h. außerhalb der ihr zustehenden Kompetenzen, Wirklichkeit werden lassen. Gegenstand dieser harschen Beurteilung—die immerhin erfordert, dass die Kompetenzüberschreitung „offensichtlich“ ist—ist allerdings nicht das PSPP als solches. Ultra … Read More

Kommentar zum PSPP-Urteil des Bundesverfassungsgericht vom 5.5.2020

DEZERNAT ZUKUNFT Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat in einem überraschenden Urteil das Ankaufprogramm für Staatsanleihen (PSPP) des Eurosystems für teilweise verfassungswidrig erklärt. In seiner Urteilsbegründung verlangt das BVerfG, dass der EZB-Rat in einem neuen Beschluss nachvollziehbar darlegt, dass die mit dem PSPP angestrebten währungspolitischen Ziele nicht außer Verhältnis zu den damit verbundenen wirtschafts- und fiskalpolitischen Auswirkungen stehen. Falls der EZB-Rat dies … Read More