
Investitionen in eine zukunftsfähige Daseinsvorsorge
Mediha Inan, Nicolas Gassen, Janek Steitz
Bis 2045 müssen deutsche Energieversorgungsunternehmen nominal rund 627 Milliarden Euro in Stromverteil-, Gasverteil- und Wärmenetze investieren. Die Finanzierung dieser Investitionen stellt die Branche vor erhebliche Herausforderungen; Kapitalengpässe drohen den Infrastrukturausbau auszubremsen. In einer Gemeinschaftsstudie mit Agora Energiewende und der Stiftung Klimaneutralität (Agora Energiewende u. a. 2025) analysieren wir die Kapitalbedarfe der rund 900 Energieversorger. Wir beziffern den zusätzlichen Eigenkapitalbedarf bis 2045 auf insgesamt 63 Milliarden Euro und zeigen, wie ein Bündel an Maßnahmen die Finanzierungslücke schließen kann. Hierfür haben wir im Dezernat Zukunft das betriebswirtschaftliche Finanzierungsmodell entwickelt. Das vorliegende Papier dient als technisches Hintergrunddokument zum methodischen Vorgehen der Kapitalbedarfsberechnungen. Es vertieft die zugrunde liegende Modellierung und ist für ein tieferes Verständnis der Ergebnisse der gemeinsamen Studie heranzuziehen.
Warum haben wir dieses Papier geschrieben?
Damit die Energiewende gelingt, muss die Energieinfrastruktur in Deutschland massiv ausgebaut werden. Bis 2045 müssen dafür über 600 Mrd. € investiert werden; in Strom-, Gas- und Wärmenetze. Für Energieversorgungsunternehmen sind Investitionen in diesem Umfang eine Herausforderung. Der Infrastrukturausbau und somit die Energiewende drohen an der Finanzierung zu scheitern.
Es fehlen detaillierte Analysen der Finanzierungsbedarfe der Energieversorgungsunternehmen, die der heterogenen Unternehmenslandschaft gerecht werden. Unsere Gemeinschaftsstudie mit Agora Energiewende und der Stiftung Klimaneutralität liefert eine differenzierte Analyse über die Finanzierungsbedarfe und -lösungen. Mit unserem technischen Hintergrundpapier vermitteln wir ein tiefergehendes Verständnis für die betriebswirtschaftliche Modellierung der Kapitalbedarfsberechnungen in unserer Gemeinschaftsstudie.
Was haben wir gelernt?
Insgesamt benötigen Deutschlands Energieversorgungsunternehmen bis 2045 63 Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital. Ein genauerer Blick auf die Verteilnetzlandschaft offenbart indes: die Unternehmen unterscheiden sich sowohl in ihren Finanzierungsbedarfen als auch in ihrer Fähigkeit, hohe Investitionen zu stemmen. Dabei müssten für die Energiewende alle Energieversorgungsunternehmen in der Lage sein, ihren Netzausbau zu finanzieren. Ohne gezielte Unterstützung werden insbesondere finanziell schwach aufgestellte Unternehmen große Schwierigkeiten haben. Ein an die Heterogenität der Verteilnetzlandschaft angepasster Politikmix schafft Abhilfe. Neben der Befähigung zur weiteren Fremdkapitalaufnahme durch Absicherungsinstrumente muss auch der verbleibende Eigenkapitalbedarf für Netzinvestitionen adressiert werden. Wir schlagen die Gründung einer landes- oder bundeseigenen „Auffanggesellschaft“ vor. So lassen sich öffentliches und privates Kapital bündeln und Eigenkapital für alle Energieversorgungsunternehmen über Projektfinanzierungsstrukturen mobilisieren.
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