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2. Dezember 2024
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Axel Kölschbach Ortego

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Fachtexte

Effekte staatlicher Beteiligungen auf den Stromnetzausbau

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Axel Kölschbach Ortego, Janek Steitz

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Der Übertragungsnetzausbau erfordert eine Verdreifachung der Netzinvestitionen und wird zu steigenden Netzkosten von heute 10 auf rund 30 Mrd. Euro bis 2045 führen. Die Übertragungsnetztbetreiber haben einen Eigenkapital-Engpass und können den Eigenkapitalbedarf von etwa 70 Mrd. Euro bis 2045 im derzeitigen Regulierungsumfeld nicht ausschließlich über den Markt mobilisieren, was bereits zu Rating-Herabstufungen geführt hat. Mithilfe eines Risikomodells schätzen wir, dass in der regulatorischen Eigenkapital-Verzinsung ein zusätzlicher Risikoaufschlag von 2 bis 2,5 % nötig ist, um hinreichend Eigenkapital über den Markt zu mobilisieren. Durch diese Anpassung würden Netzmehrkosten bis 2080 von etwa 75 Mrd. Euro entstehen, jährlich bis zu 1,6 Mrd. Euro. Steigende Netzentgelte wären die Folge. Ein Amortisationskonto ist indes keine attraktive Lösung, denn das Netzinvestitionsprofil erlaubt nur bedingt Kostenglättung und wäre zudem sehr teuer für den Staat (bis zu 20 Mrd. Euro bis 2065).
Daher schlagen wir Bundesbeteiligungen an den Übertragungsnetzbetreibern vor, um die Engpässe beim Eigenkapital zu entschärfen und Kosten zu senken. Dazu stellt der Bund frisches Eigenkapital für die vier Übertragungsnetzbetreiber bereit und bündelt Beteiligungen in der KfW oder einer staatlichen Energieinfrastrukturgesellschaft (EIG). Gewinne dieser EIG – abzüglich der Zinskosten für Bundesanleihen – werden verwendet um Netzentgelte zu bezuschussen. So werden die niedrigen Finanzierungskosten des Bundes für den Netzausbau genutzt.  Wenn sich der Bund mit 50 % beteiligt, könnten bis 2080 100 Mrd. Euro eingespart werden und die Netzentgelte würden um 10 %  sinken. Außerdem ist eine kreditfinanzierte Bereitstellung des Eigenkapitals als finanzielle Transaktion im Rahmen der Schuldenbremse und der EU-Regeln möglich. Auch die Schuldenquote stiege nur geringfügig.

Warum haben wir dieses Papier geschrieben?

Günstige Strompreise sind zentral für den Fortschritt der Energiewende und den sozialen Zusammenhalt. Wegen steigender Netzentgelte und immenser Investitionsbedarfe fragen wir, wie sich das notwendige Kapital möglichst günstig bereitstellen lässt.

Der Ausbau der Stromnetze ist essenziell, damit die Energiewende gelingt. Doch es gibt aktuell zwei zentrale Herausforderungen: Zum einen erfordert der Netzausbau zusätzliches Finanzierungskapital im mittleren dreistelligen Milliardenbereich. Netzbetreiber haben insbesondere die Schwierigkeit im aktuellen Regulierungsumfeld hinreichend Eigenkapital zu beschaffen. Zum anderen wird der Ausbau der Netze perspektivisch die Netzentgelte steigen lassen, über die die steigenden Netzausbaukosten auf die Verbraucher umgelegt werden. In Zeiten ohnehin hoher Energiepreise und großer Elektrifizierungsambitionen ist das problematisch. Daraus ergibt sich die Frage, wie die Finanzierung des Stromnetzausbaus abgesichert und gleichzeitig möglichst sparsam gestaltet werden kann. Wir nehmen dazu die Übertragungsnetzbetreiber unter die Lupe und analysieren, wie die Finanzierung im aktuellen Markt- und Regulierungsumfeld gesichert werden kann, und ob es Alternativen gibt, die strukturell günstiger wären. Dies ist angesichts der Lage bei den Übertragungsnetzbetreibern aktuell, gerade bei Tennet, wo Verhandlungen über einen Verkauf des niederländischen Staats an die KfW im Sommer gescheitert sind und nun ein Börsengang erwogen wird.

Was haben wir gelernt?

Als natürliche Monopolisten erhalten Übertragungsnetzbetreiber einen regulatorisch bestimmten Erlös. Dieser wird von der Bundesnetzagentur festgelegt und ist, wie unsere Berechnungen zeigen, zu niedrig, um die Finanzierung des Stromnetzausbaus abzusichern. Einer der Gründe dafür ist, dass die regulatorische Rendite derzeit davon ausgeht, dass spezifische Risiken des Stromnetzbetriebs vollständig diversifiziert werden können, was angesichts der immensen Kapitalbedarfe unrealistisch ist, auch weil das Kapitalangebot von auf Energieinfrastrukturen spezialisierter Investoren vergleichsweise niedrig ist. Unsere Analyse zeigt, dass einer Erhöhung des EK-Zinses um 2-2,5 Prozent notwendig wäre, um das Kapitalangebot hinreichend zu heben, was die ohnehin steigenden Netzentgelte perspektivisch weiter steigen lassen würde.

Eine günstigere Alternative wäre der teilweise Einstieg des Staates bei den Übertragungsnetzbetreibern. Er könnte Eigenkapitalengpässe verringern, das Risiko für Privatinvestoren reduzieren, Fremdkapitalkosten senken und zudem die eigenen günstigen Finanzierungskonditionen auf Staatsanleihen für den Netzausbau einsetzen. Uns ist es gelungen, diese Effekte zu quantifizieren: Die Übertragungsnetzkosten könnten um über 2 Milliarden Euro jährlich reduziert werden, was sich in eine strukturelle Senkung der Übertragungsnetzentgelte von etwa knapp 10 Prozent gegenüber der Alternative ohne Staatsbeteiligungen übersetzten würde. Das ist angesichts steigender Netzentgelte bis 2045 von 30 bis 130 Prozent kein Allheilmittel, doch ein wesentlicher Beitrag – und könnte zudem im Rahmen der Schuldenbremse als finanzielle Transkation finanziert werden.

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