Effekte staatlicher Beteiligungen auf den Stromnetzausbau
Axel Kölschbach Ortego, Janek Steitz
Warum haben wir dieses Papier geschrieben?
Günstige Strompreise sind zentral für den Fortschritt der Energiewende und den sozialen Zusammenhalt. Wegen steigender Netzentgelte und immenser Investitionsbedarfe fragen wir, wie sich das notwendige Kapital möglichst günstig bereitstellen lässt.
Der Ausbau der Stromnetze ist essenziell, damit die Energiewende gelingt. Doch es gibt aktuell zwei zentrale Herausforderungen: Zum einen erfordert der Netzausbau zusätzliches Finanzierungskapital im mittleren dreistelligen Milliardenbereich. Netzbetreiber haben insbesondere die Schwierigkeit im aktuellen Regulierungsumfeld hinreichend Eigenkapital zu beschaffen. Zum anderen wird der Ausbau der Netze perspektivisch die Netzentgelte steigen lassen, über die die steigenden Netzausbaukosten auf die Verbraucher umgelegt werden. In Zeiten ohnehin hoher Energiepreise und großer Elektrifizierungsambitionen ist das problematisch. Daraus ergibt sich die Frage, wie die Finanzierung des Stromnetzausbaus abgesichert und gleichzeitig möglichst sparsam gestaltet werden kann. Wir nehmen dazu die Übertragungsnetzbetreiber unter die Lupe und analysieren, wie die Finanzierung im aktuellen Markt- und Regulierungsumfeld gesichert werden kann, und ob es Alternativen gibt, die strukturell günstiger wären. Dies ist angesichts der Lage bei den Übertragungsnetzbetreibern aktuell, gerade bei Tennet, wo Verhandlungen über einen Verkauf des niederländischen Staats an die KfW im Sommer gescheitert sind und nun ein Börsengang erwogen wird.
Was haben wir gelernt?
Als natürliche Monopolisten erhalten Übertragungsnetzbetreiber einen regulatorisch bestimmten Erlös. Dieser wird von der Bundesnetzagentur festgelegt und ist, wie unsere Berechnungen zeigen, zu niedrig, um die Finanzierung des Stromnetzausbaus abzusichern. Einer der Gründe dafür ist, dass die regulatorische Rendite derzeit davon ausgeht, dass spezifische Risiken des Stromnetzbetriebs vollständig diversifiziert werden können, was angesichts der immensen Kapitalbedarfe unrealistisch ist, auch weil das Kapitalangebot von auf Energieinfrastrukturen spezialisierter Investoren vergleichsweise niedrig ist. Unsere Analyse zeigt, dass einer Erhöhung des EK-Zinses um 2-2,5 Prozent notwendig wäre, um das Kapitalangebot hinreichend zu heben, was die ohnehin steigenden Netzentgelte perspektivisch weiter steigen lassen würde.
Eine günstigere Alternative wäre der teilweise Einstieg des Staates bei den Übertragungsnetzbetreibern. Er könnte Eigenkapitalengpässe verringern, das Risiko für Privatinvestoren reduzieren, Fremdkapitalkosten senken und zudem die eigenen günstigen Finanzierungskonditionen auf Staatsanleihen für den Netzausbau einsetzen. Uns ist es gelungen, diese Effekte zu quantifizieren: Die Übertragungsnetzkosten könnten um über 2 Milliarden Euro jährlich reduziert werden, was sich in eine strukturelle Senkung der Übertragungsnetzentgelte von etwa knapp 10 Prozent gegenüber der Alternative ohne Staatsbeteiligungen übersetzten würde. Das ist angesichts steigender Netzentgelte bis 2045 von 30 bis 130 Prozent kein Allheilmittel, doch ein wesentlicher Beitrag – und könnte zudem im Rahmen der Schuldenbremse als finanzielle Transkation finanziert werden.
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