Investitionstracker: Update 1. Halbjahr 2024
Im Laufe des ersten Halbjahres 2024 wurden privatwirtschaftliche Großinvestitionen mit einem Gesamtvolumen von 39 Milliarden Euro angekündigt oder in die Umsetzung gebracht, verteilt auf 24 Projekte mit einem Mindestvolumen von 100 Millionen Euro. Diese Investitionen zielen auf eine Transformation hin zu einer klimaneutralen und souveränen Wirtschaft ab. Hier geht es direkt zur interaktiven Karte.
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Download PDF → Die ausführliche Methodik
Letztes Update: 17.07.2024
Eine Einleitung in die Motivation für diesen Tracker findet sich in unserem ersten Teil hier.
Wir freuen uns über Feedback und Hinweise auf nicht berücksichtigte Investitionsvorhaben, die den Kriterien der Methodik entsprechen. Bitte melden an: gerrit.schroeter@dezernatzukunft.org.
Im ersten Update 2024 unseres Investitionsankündigungstrackers können wir einen ersten Überblick über neue Investitionsankündigungen im ersten Halbjahr geben und sehen, was aus den Ankündigungen von 2023 geworden ist. Gemäß unserer Methodik gab es in den ersten beiden Quartalen des Jahres 24 konkrete private Investitionsankündigungen mit einem Gesamtvolumen von circa 39 Mrd. € (inklusive Subventionen von circa 1,2 Mrd. €). Der Anteil am BIP von 2023 beträgt 1 %.[1] 2 der Projekte werden von Bund und Ländern subventioniert. Der Großteil der Projekte hat ein Investitionsvolumen zwischen 0,1 und 1 Mrd. € (17 Projekte). Im folgenden Text finden sich Grafiken für eine detailliertere Auswertung.
In der oben verlinkten und unten einsehbaren Karte sind die einzelnen Investitionsvorhaben und deren regionale Verteilung zu sehen. Bewegen Sie den Mauszeiger über einzelne Projekte auf der Karte, um zusätzliche Details einzusehen.
Was ist methodisch neu?
Neben den neuen Ankündigungen haben wir auch recherchiert, wie sich die angekündigten Investitionen aus 2023 entwickelt haben. Diese sind in der Excel-Tabelle im Tabellenblatt „InvestitionsA_2023_Updates“ jeweils orange markiert. Hervorzuheben ist die Entwicklung bei drei Investitionsprojekten: ArcelorMittal, ACC, und ZF/Wolfspeed haben trotz fester Förderzusagen ihre finale Investitionsentscheidung nochmals verschoben.
Die bestehende Methodik wurde um die Möglichkeit einer manuellen Schätzung der Investitionssumme für offenkundig große Projekte, deren konkrete Investitionssumme nicht öffentlich kommuniziert wurde, erweitert. Wenn dies der Fall ist, wird dies in der Excel-Spalte, „Höhe (in Mio. €), inkl. Subventionen“ ausgewiesen. Wir empfehlen vor der erstmaligen Betrachtung der Daten sich diese einmal durchzulesen, für ein besseres Verständnis.
Wie schon beim letzten Update empfehlen wir den Energiemonitor von Zeit Online, der einen Überblick über den Zubau von Wind- und Solaranlagen bietet. Wie in unserer Methodik beschrieben, erfassen wir den Windkraft- und Solarausbau nicht. Darüber hinaus empfehlen wir die H2Bilanz des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln, die einen regelmäßig aktualisierten, detaillierten Überblick über aktuelle und geplante Elektrolyseurkapazitäten, Wasserstoffpipelines, aktuelle Verbrauchsdaten und vieles mehr bietet. Da die Methodik sich von unserer unterscheidet, sind die Daten nicht direkt miteinander vergleichbar.
24 Ankündigungen im ersten Halbjahr
Im ersten Halbjahr 2024 verteilen sich die 24 Ankündigungen mit 11 auf das erste Quartal und 13 auf das zweite Quartal. Subventionierte Projekte finden sich nur im ersten Quartal mit 2 Projekten in Höhe von 1,3 Mrd. €.
Wie in Abbildung 1 zu erkennen ist, sank die Höhe der Subventionen deutlich. Dass dies vielleicht nicht der öffentlichen Wahrnehmung entspricht, liegt zum einen daran, dass sich insbesondere im Wasserstoffbereich viele Projekte noch in einer frühen Planungsphase befinden und zum anderen daran, dass es aufgrund der Förderungen für „Chipfabriken“ letztes Jahr starke Ausreißer bei den Subventionen gegeben hat.
Abbildung 1
Amazon mit höchsten Ankündigungen im ersten Halbjahr
Die im ersten Halbjahr 2024 angekündigten Investitionen fallen insbesondere auf den Industriezweig „Halbleiter & Elektronik“, mit einem Volumen von 20,9 Mrd. €, verteilt auf 5 Ankündigungen, wie in Abbildung 2 zu sehen ist. An zweiter Stelle folgt „EV & Batterien“ mit 11,3 Mrd. € verteilt auf 2 Ankündigungen und “EE-Kraftwerke, Speicher und Elektrolyse“ mit einem Volumen von 2,7 Mrd. €, verteilt auf 6 Ankündigungen. Die höchste einzelne Ankündigung gab es im Bereich Halbleiter & Elektronik von Amazon mit 8,8 Mrd. €, auf Platz zwei ist ebenso eine Ankündigung von Amazon im Umfang von 7,8 Mrd. €.
Außerdem gab es in den letzten Monaten vermehrt Ankündigungen wie von EnBW, in den nächsten Jahren massiv in die Netzinfrastruktur und den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion investieren zu wollen. Dies teilt sich in viele Einzelprojekte auf, die in Teilen in unsere Übersicht zukünftig aufgenommen werden.
Abbildung 2
In Abbildung 3 lässt sich Verteilung der Ankündigungen über die Industriezweige als solche einfacher ablesen. Die meisten Ankündigungen finden sich in den Bereichen „EE-Kraftwerke, Speicher und Elektrolyse“ mit sechs Projekten. Im Gegensatz zu letztem Jahr verbergen sich hinter den Ankündigungen im Bereich „Halbleiter & Elektronik“ hauptsächlich Investitionen in Rechenzentren und nicht in die Halbleiterfertigung.
Abbildung 3
Wie im Jahr 2023 haben die meisten angekündigten Projekte ein Investitionsvolumen zwischen 0,1 und 1 Mrd. €. Wie in Abbildung 4 abzulesen ist, dominieren wenige Ausreißer die Verteilung. Die Top-Fünf-Ankündigungen machen mit 31,2 Mrd. € knapp 80 % der gesamten Ankündigungen aus.
Diesmal gibt es weniger starke Ausreißer als im Jahr 2023, was vor allem auf die 2023 angekündigten massiven Investitionen in der Halbleiterindustrie zurückzuführen ist.
Abbildung 4
Weiterer Ausblick 2024
Projekte zur Produktion, zum Transport und zur Nutzung von Wasserstoff schreiten zunehmend voran, was sich auch in einer wachsenden Zahl konkreter Investitionsankündigungen widerspiegeln wird. So genehmigte die EU im ersten Halbjahr die Förderung verschiedener Important Projects of Common European Interest (IPCEI): Im Februar wurden die IPCEI Hy2Infra Projekte genehmigt, darunter 24 Projekte in Deutschland mit einem Umfang von 8 Mrd. € (davon 4,6 Mrd. € Subventionen). Außerdem wurden die IPCEI Hy2Move-Projekte genehmigt, darunter mehrere mit der Beteiligung von Unternehmen aus Deutschland. Am 15. Juli hat die Bundesregierung 22 (+1 vorläufig) Förderbescheide vergeben, an fast alle Projekte, die Teil von IPCEI Hy2Infra sind. Unter die IPCEI Förderung fällt nicht nur die Produktion von Wasserstoff, sondern auch Forschungsprojekte. Wir betrachten jedes der Projekte einzeln und entscheiden von Fall zu Fall über eine Aufnahme in unsere Übersicht, einzelne Projekte sind daher bereits aufgenommen.
Weitere Großinvestitionsprojekte stehen im Bereich der (teils wasserstofffähigen) Gaskraftwerke an, im Kontext der sich noch in der Finalisierung befindlichen Kraftwerksstrategie. Im Beschluss der Bundesregierung zur „Wachstumsinitiative – neue wirtschaftliche Dynamik für Deutschland“ (S. 28) wird eine Ausschreibung Ende 2024/Anfang 2025 angekündigt.
Wie bei anderen Bauvorhaben auch, können umfangreiche Genehmigungsverfahren und lokale Proteste Projektrealisierungen verzögern. Wir verfolgen den Fortschritt der einzelnen Wasserstoffprojekte im Detail und gehen davon aus, dass diese Projekte nach und nach den Kriterien für eine Aufnahme in unsere Übersicht entsprechen werden. Außerdem investieren Stadtwerke in Wasserstoff, was jedoch keine private Investition darstellt und somit nicht im Rahmen dieses Trackers erfasst wird.
Das nächste Update soll wieder nach einem Quartal erfolgen. Wir behalten uns vor, in Zukunft nur noch einzelne Ankündigungen aus vergangenen Jahren weiter zu verfolgen.
Abbildung 5
Fußnoten
[1] Gemessen am BIP von 2023, laut dem Statistischen Bundesamt
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