27. April 2018
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Was wir lesen #2
2 min Lesezeit
Artikel und Texte, neu und alt, die uns in letzter Zeit unter die Augen gekommen sind:
- Schaffen private Banken neues Geld, wenn sie Kredite vergeben? Ein unerschrockener Professor hat eine kleine deutsche Bank überzeugt, diese Frage ‚in vivo‘ zu studieren und die Ergebnisse in zwei Artikeln veröffentlicht (eins, zwei). An einem ruhigen Tag gab ihm die Bank einen Kredit über 200,000€, und gewährte im Einblick in ihre Bücher. So konnte festgestellt werden, dass die Bank weder Einlagen von ihren Kontobesitzern umgeleitet hat, noch Geld aus ihren eigenen Reserven bei der Zentralbank mobilisiert hat oder von anderen Banken geliehen hat. Professor Werner hat damit schlüssig und endgültig bewiesen, dass in unserem Finanzsystem Kredite und das so verliehene Geld ex nihilo von Banken neu geschaffen wird.
- Einen hochinteressanten Forschungsbericht der Bank of England zu den Verteilungseffekten von Geldpolitik seit 2008. Wer hat dazugewonnen, wer hat etwas verloren? Antwort: seit der Krise haben Rentner allgemein dazu gewonnen, sowohl durch Vermögens- als auch durch Einkommenseffekte; verloren haben jüngere Menschen (s. 11). Versucht man die Effekte von Geldpolitik zu isolieren, haben bei Einkommen die oberen 70 bis 90% der Haushalte am meisten gewonnen, die breite Mitte ca. halb so viel, während die untersten 10% sogar einen Verlust erlitten haben (s. 24). Die Vermögenseffekte der Geldpolitik sind prozentual gleich verteilt entlang der Vermögensverteilung: ärmere und reichere Haushalte haben prozentual gleichviel profitiert. In absoluten Pfund Sterling (s. 26) sowie entlang der Alternspyramide (s. 29, 34) sind die Vermögenseffekte jedoch sehr ungleich.
- Haldane and Turell: wieso wir einen Economic Model Zoo brauchen. Kurz gesagt: weil keines der bekannten volkswirtschaftlichen Modelle verlässlich genug ist, dass man sich voll und ganz drauf stützen könnte. Vielfalt hilft!
- Auch ohne komplexe Modelle ist klar, dass die Griechenlandfrage noch nicht gelöst ist: laut der OECD steht die Jugendarbeitslosigkeit nach wie vor bei mehr als 40% (man beachte ebenfalls den zweiten ‚Buckel‘ der Eurozonenarbeitslosigkeit im Vergleich zum stetigen Abschmelzen in den USA und Japan, der mit dem Einsetzen der Sparpolitik im Herbst 2011 einherging). Und laut einem All-star Team an Volkswirten müssen Griechenlands Schulden um ca. 9% des BIPs gekürzt werden, damit die Schulden langfristig tragbar werden.
- Zwei Vorlesungen, von 2012 und 2016, zu den Ursprüngen der ältesten, noch existierenden Währungsunion der Welt: die USA und ihre Dollarwirtschaft. Ihren detaillierten, historischen Schilderungen können wir hier nicht gerecht werden, aber eines ist klar: der Weg hin zu einer robusten, gut funktionierenden Währungsunion in den USA war lang, hart und steinig. Die Schwierigkeiten der Eurozone im letzten Jahrzehnt sollten uns nicht die Hoffnung verlieren lassen.
Picture credit: Bank of England, OECD, Elsevier, Bruegel, and Oxford University Press.
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