Geldpolitische Implementierung im Wandel
Florian Kern, Philippa Sigl-Glöckner, Max Krahé
Zentralbanken definieren eine geldpolitische Strategie, in der sie darlegen, welche Instrumente sie nutzen, um ihr geldpolitisches Ziel zu erreichen, und welche einkommenden Daten sie aus welchen Gründen bei der Nutzung der Instrumente berücksichtigen. Insbesondere von unabhängigen Zentralbanken ist zu erwarten, dass sie ihre geldpolitische Strategie ausführlich und verständlich erläutern, da das Fehlen einer direkten demokratischen Legitimation mit besonderen Rechenschaftspflichten einhergeht.
Seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems haben sowohl die Federal Reserve Bank (Fed) als auch die Deutsche Bundesbank und später die Europäische Zentralbank (EZB) erhebliche Änderungen an ihrer geldpolitischen Strategie vorgenommen. In den 1970-er Jahren verfolgten sowohl die Bundesbank als auch die Fed zumindest offiziell eine Strategie der Geldmengensteuerung. Wir erklären, welche analytischen Denkfehler der Strategie zugrunde lagen und welche ideologischen Annahmen ihr den Weg in die Praxis ebneten. Noch unklar ist, warum ein schon in der Theorie inkohärentes Rahmenwerk über so lange Zeit hinweg aufrechterhalten wurde. Denkbar ist, dass Pfadabhängigkeit und eine negative Fehlerkultur eine Rolle spielten. Entsprechend schlagen wir eine Evaluierung der geldpolitischen Strategie und ihres Wandels seit 1973 mit dem Ziel vor, entsprechende institutionelle Schwachstellen zu identifizieren und auszubessern. Die Evaluierung sollte auch klären, ob aus der Geldmengensteuerung institutionelle Weichenstellungen resultierten, die noch heute die Geldpolitik davon abhalten, die erklärten Ziele der Union bestmöglich zu verfolgen. Vor dem Hintergrund, dass die der Geldmengensteuerung zugrunde liegende Quantitätstheorie auch von Anhängern von Kryptowährungen propagiert wird, die damit gezielt die Legitimität von Zentralbanken angreifen, trägt eine Aufarbeitung der Theorie auch dazu bei, Vertrauen in Zentralbanken zu stärken und den durch Kryptowährungen entstehenden Schäden zu reduzieren.
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